Mit Brack’scher Handschrift

  11.07.2022 •     Handball Allgemein Männer 1
Die Handballer des TVOe (Württemberg-Liga) und des VfL Pfullingen (dritte Liga) treffen sich in der Oeffinger Sporthalle zu einem Testspiel in der Saisonvorbereitung. Es ist auch die Begegnung der Brüder Benjamin und Daniel, die bei der Gelegenheit ein Familienfest feiern.

Als der Trainer Benjamin Brack, 38, in der Halbzeit nach Rat suchte, traf es sich ganz gut, dass sein Vater Rolf Brack, 68, in der ersten Reihe saß. An der Taktiktafel besprachen die beiden, was die Handballer des TV Oeffingen nach dem Pausenstand von 4:19 besser machen könnten in der zweiten Hälfte dieses Freundschaftsspiels. Währenddessen näherte Daniel Brack, 41, sich der Szene – mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Im Ligabetrieb holt der ältere Bruder sich auch ganz gern Tipps bei seinem Vater, doch am Samstagabend war seine Mannschaft vom VfL Pfullingen auch ohne sie überlegen. Aber das war ohnehin klar. Schließlich wäre Daniel Brack mit seinem Team am Ende der vergangenen Saison fast in die zweite Bundesliga aufgestiegen; die Oeffinger Handballer sind eben erst in die Württemberg-Liga eingezogen. Dieser Zwei-Klassen-Unterschied war in dieser Begegnung vor den rund 100 Zuschauern in der Oeffinger Sporthalle zu Beginn der Saisonvorbereitung auch deutlich zu sehen.

Doch das Endergebnis von 38:15 für die Gäste aus Pfullingen war nur zweitrangig. Die Brüder Brack hatten dieses Testspiel vereinbart und schmückten es als Familienfest mit großer Beteiligung. Die Eltern Rolf und Eva waren in der Halle, ebenso ihre insgesamt vier Enkel. Sie alle sahen ein einseitiges Handballspiel, in dem die Gastgeber nur ab und zu ihr Können zeigten. Das lag zum einen an der individuellen Stärke des Gegners, das lag aber auch daran, dass zahlreiche eigene Akteure ausgefallen waren. Der Zugang Andreas Dunz fehlte aufgrund von Corona-Nachwehen, der Spielmacher Jakob Jungwirth musste kurzfristig mit Rückenbeschwerden passen. Um nur zwei zu nennen. Der Rückraum war dünn besetzt, und das war gegen den abwehrstarken Pfullinger Verbund ein erheblicher Nachteil.

Doch nach der Pause ließen die Gäste ein wenig nach, und das nutzte die Mannschaft von Benjamin Brack, um das Ergebnis etwas freundlicher zu gestalten. Hilfreich waren da sicherlich auch die Tipps von Rolf Brack. Der ehemalige Bundesliga-Coach, wohl einer der bekanntesten Handball-Experten in Deutschland, ist immer noch mit Eifer dabei. Erstmals war er am Samstag bei einem Duell der beiden Söhne. Und auch hier analysierte er fachmännisch das Spielgeschehen. „Ich kann nicht einfach so zuschauen“, sagte er.

Rolf Brack ist stolz auf seine Söhne, das ist offensichtlich. Als die TVOe-Handballer im April dieses Jahres in der Verbandsliga den Aufstieg geschafft hatten, zählte er zu den ersten Gratulanten. Daniel Brack übrigens auch, er hatte sich gar nach dem 33:28-Erfolg bei der SG Weinstadt den folgenden Feierlichkeiten angeschlossen. „Sie können beide ein Spiel lesen, haben das taktische Verständnis für diesen Sport“, sagte Rolf Brack. Die Brüder sind in Sporthallen aufgewachsen, kannten alle Namen der Spieler, die für das Team des TSV Scharnhausen um ihren Vater aufgelaufen sind.

Auch für Christoph Keller war die Begegnung am Samstag eine besondere. Der Abteilungsleiter des TV Oeffingen war noch auf dem Feld mit dabei, als die Mannschaft mehrmals vergeblich versucht hatte, der Bezirksliga zu entwachsen. Bald darf er mit ansehen, wie die Oeffinger Handballer in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse an den Start gehen. „Wir wollten ja erst nicht absteigen – jetzt sind wir wieder aufgestiegen, da ist es doch für unser Team interessant, sich auch mal mit einem Drittligisten zu messen.“

Es gab ja auch schon einige Lichtblicke im Spiel des Aufsteigers: Der Tormann Anton Rothwein konnte sich mehrmals mit Paraden auszeichnen, zudem zeigten Lars Claren oder Philipp Hohmann gelungene Aktionen. „Aber letztlich hat uns die Durchschlagskraft gefehlt“, sagte Benjamin Brack, der mit seiner Mannschaft vor gut drei Wochen in die Saisonvorbereitung eingestiegen ist. Auch der Drittliga-Verbund des VfL Pfullingen ist ähnlich lange im Training. Daniel Brack war mit der Leistung in der Abwehr zufrieden, nach vorn sah er noch Verbesserungspotenzial. Ein Lob hatte er für seinen Bruder parat. „Die Oeffinger sind ein variantenreicher Gegner, da ist die Brack’sche Handschrift zu erkennen“, sagte er und schmunzelte. Im Ligabetrieb unterstützen sie sich gegenseitig, sprechen sich ab, geben sich Tipps. Und selbstverständlich ist auch der Vater Rolf Brack bei diesen taktischen Überlegungen eingebunden.

Am Samstag hat die gesamte Familie sich in Oeffingen noch zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Rolf und Eva Brack begingen ihren 45. Hochzeitstag. Und dann gab es gewiss auch noch einiges über das Spiel zu besprechen; zum Beispiel über die Tipps des Vaters in der Halbzeit. Es war eben nicht nur ein Freundschaftsspiel, sondern auch ein kleines Familientreffen.

erstellt von Fellbacher Zeitung (Maximilian Hamm)

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